Baugeschichte
Über das Aussehen der von Bischof Altmann erbauten Kirche lassen sich nur Vermutungen anstellen. Auch liegen über eine mittelalterliche Bautätigkeit keinerlei Angaben vor. Es ist nur bekannt, dass sich im südlichen Seitenschiff im Joch vor der Sakristei die Reste des alten Turmes befanden. 1697/98 wurden die über das Gewölbe reichenden Teile abgetragen und 1862 der Rest im rechten Seitenschiff beseitigt und das Gewölbefeld normalisiert. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um den Chorturm einer Ostturmkirche handelte. Es würde dann das rechte hintere Seitenschiff einer relativ kleinen, romanischen Kirche entsprechen. Der Altar befand sich unter dem Turm oder in einer östlich daran anschließenden Apside.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die heutige gotische Kirche errichtet. Der Bau hat sich sicherlich über mehrere Jahrzehnte hingezogen, möglicherweise bis 1519, dem Jahr des Beginnes des Turmbaus. Der Ostteil der Kirche dürfte aber bereits vor 1486 fertig gewesen sein, da Hans Velderndorfer (+ 1486) einen Hochaltar stiftete. Der Kirchengrundriss entspricht fast genau dem der Pfarrkirche zu Steyr. Die Maße der Kirche: innere Länge: 49 m, Breite: 19,5 m; Höhe des Hauptschiffes: 13 m; Höhe der Seitenschiffe: 8 m.
Der imposante Turm an der Westseite wurde ab 1519 erbaut (erneuerte Jahreszahl am Sockelstein auf der Südseite). Doch dürfte sich der Bau bis 1578 hingezogen haben, da in diesem Jahr die große Glocke angeschafft wurde. Da die Turmkuppeln mit Schindeln gedeckt waren, gab es mehrfach Brände und Sturmschäden. Am 27. März 1761 griff ein Marktbrand auch auf den Turm über und zerstörte dessen Doppelkuppel. 1763 wurde bereits eine neue Turmuhr montiert. Der Turmhelm wurde nun aus Stein gestaltet und 1774 vollendet.
Das Kirchendach war, wie an den Giebelmauern am Turm zu ersehen ist, ursprünglich merklich steiler und höher. 1709 erhielt es seine jetzige Form.
Baubeschreibung
Der sehr mächtige Kirchenbau steht ungefähr in der Ortsmitte, auf einem etwas erhöhten freien Platz, der bis zur Errichtung des neuen Friedhofes im Jahre 1806 als solcher in Funktion war. Der Bau ist, wie allgemein üblich, west-ost-gerichtet.
Die Westfassade ist durch vier Strebepfeiler gegliedert, wobei in der vollen Breite der Mittelachse der Turm vorgelagert ist. Das Erdgeschoss des Turmes ist nach allen Seiten zu in gleichen, tiefleibigen Spitzbögen geöffnet, wodurch vor dem Hauptportal eine Art Vorhalle entsteht. Der Fußboden dieser Vorhalle war (bis 2005) mit mehreren gotischen Grabsteinen gepflastert, deren Inschriften jedoch alle vollkommen abgetreten sind, so dass sie nicht mehr zu entziffern sind. Über der Vorhalle erhebt sich der Turmaufbau in drei durch einfache Gesimse voneinander getrennte Geschosse. Das oberste Geschoss hat ungefähr die doppelte Höhe der beiden unteren und besitzt auf allen Seiten jeweils ein gekuppeltes Rundbogenfenster, während in den beiden unteren Geschossen auf allen Seiten jeweils kleine Rechtecköffnungen vorhanden sind. Über dem stark ausladenden Kranzgesimse sitzt der barocke Turmhelm aus Stein auf. Der Entwurf zu diesem sehr originellen und unverwechselbaren Turmabschluss stammt wohl vom St. Pöltner Bildhauer Andreas Gruber, der nachweislich die Leitung des Turmbaues innehatte und auch die vier Vasen aus Eggenburger Sandstein an den Turmecken ausführte. Seitlich vom Turm ist an der sehr steilen Giebelwand jeweils ein kleines, schmales Spitzbogenfenster vorhanden. Das Hauptportal im unmittelbaren Anschluss an das Turmuntergeschoss besitzt einen Schulterbogenabschluss und eine mehrfach verstäbte Rahmung.
Die Südfassade weist drei mit Pultdach abgedeckte und durch je ein Gesims unterteilte Strebepfeiler sowie drei hohe Spitzbogenfenster mit unterschiedlichen Maßwerken auf; das westliche Fenster ist in der unteren Hälfte vermauert. Unterhalb sind in der Wand zwei einfache quadratische Gedenktafeln versetzt, die linke für Franz X. Schobermayr (1804) und die rechte für Maximilian Traumpaur, Pfarrer in KiIb (1793). In der zweiten Achse von Westen ist zwischen den Strebepfeilern ein mit Pultdach gedeckter Vorraum zum Seitenausgang eingebaut. Diese Eingangstür besitzt wie das Hauptportal einen Schulterbogenabschluss und eine etwas einfachere spätgotische verstäbte Steinrahmung mit tiefer Hohlkehle. Oberhalb des Vorraumdaches ist am rechten Strebepfeiler eine kleine, in Sandstein gemeißelte Sonnenuhr angebracht.
Rechts vom Eingang steht ein einfaches, klassizistisches Grabmal für Anna Wilhelmina Reichsfreiin von Wickenburg (1792) aus Sandstein mit Sarkophag und aufgesetzter Flammenvase. Die vierte und ungefähr die Hälfte der fünften Achse werden durch den zweigeschossigen Sakristei- und Oratoriumsanbau verdeckt. Unterhalb des Dachgesimses sind mehrere kleine Rundöffnungen vorhanden, die der Durchlüftung des Dachbodens dienen.
Die Ostansicht zeigt den architektonisch besonders reich gegliederten Chor, der sich aus drei polygonalen, mit Strebepfeilern versehenen Apsiden aufbaut. Die mittlere Apside ist höher und breiter als die beiden seitlichen. Die gotischen Fenster in der Hauptapsis sowie in den Seitenapsiden sind teilweise vermauert, das Maßwerk ist jedoch zum Teil erhalten.
Die Nordfassade wird durch fünf Strebepfeiler gegliedert. Die westliche sowie die fünfte Achse von Westen sind fensterlos; in den übrigen Achsen hohe, dreibahnige Fenster mit verschiedenen, zum Teil erneuerten Maßwerken. In der zweiten Achse ist analog zur Südfassade ebenfalls eine Eingangstür mit Schulterbogenabschluss und verstäbter Rahmung vorhanden.
Der Innenraum ist eine dreischiffige, gestaffelte Anlage mit achteckigen Pfeilern. Das Langhaus ist vierjochig und setzt sich mit zwei in gleichem Raumsystem gestalteten Chorjochen fort. Der Chor ist gegenüber dem Kirchenschiff um drei Stufen erhöht; der Übergang zwischen Langhaus und Chor wird im Mittelschiff auch durch die vom Gewölbe herabgeführte Bogenwand deutlichgemacht. Außerdem unterscheiden sich Chor und Langhaus auch noch durch die Verschiedenheit der Rippengewölbe. Der Mittelchor zeigt ein reiches Netzrippengewölbe, nur der Chorschluss ist fast zur Gänze vom Hochaltar verdeckt. Im Nordchor ist ein gleiches Netzrippengewölbe im östlichen Joch und im Chorschluss gegeben, während das westliche Chorjoch ein Sternrippengewölbe zeigt. Der Südchor besitzt wiederum ein etwas verschiedenes Netzrippengewölbe. Das Langhausgewölbe ist etwas einfacher gehalten als im Chor und zeigt im Mittelschiff ein Netzrippengewölbe, bestehend aus Transversalrippen, zwischen denen zwei Paare paralleler Diagonalen einander schneiden und auf diese Weise im Scheitel einen Rhombus bilden. Die Seitenschiffe des Langhauses sind jeweils mit Kreuzrippengewölben überspannt. Die Mauer des erhöhten Mittelschiffes öffnet sich zu den Seitenschiffen hin in abgefasten Spitzbögen, die ohne Kämpfer in die Pfeiler münden.
Im westlichen Joch ist in der vollen Breite der drei Schiffe, jedoch nicht in der vollen Tiefe des ersten Joches, die Empore eingebaut. Sie wird von vier schlanken, achtseitigen Pfeilern über runden Sockeln getragen und öffnet sich zu den drei Langhausschiffen in fünf Spitzbögen mit profilierter Rahmung. Unter der Empore ergeben sich demnach fünf Gewölbejoche, wobei das südliche teilweise durch den Emporenaufgang verbaut ist.
Die Ausstattung
Von der
ursprünglichen spätgotischen Kirchenausstattung ist nur der Hinweis bekannt, dass Hans Velderndorfer (+1486) einen Hochaltar stiftete. Man kann jedoch mit Sicherheit auch für die beiden Nebenchöre gotische Altäre annehmen. Erhalten geblieben ist davon allerdings nichts. Außer einigen spätgotischen Grabsteinen im Turmeingang und im Kircheninneren besitzt die Kirche noch ein überlebensgroßes, spätgotisches Kruzifix am ersten Chorpfeiler rechts. Es ist ein sehr ausdrucksstarkes Schnitzwerk aus dem Umkreis der Donauschule (um 1520). Vielleicht ist seine Entstehung wie im Falle von einem ähnlichen Kruzifix in der Pfarrkirche von St. Veit an der Gölsen auch im Zusammenhang mit dem Mutterstift Göttweig zu sehen.
Die Schmerzhafte Muttergottes auf dem gegenüberliegenden Pfeiler an der Nordseite stand ehemals unterhalb des Kreuzes. Obwohl der Gekreuzigte und die Schmerzhafte thematisch zusammengehören, so ist die letztere doch eine spätere Zutat (von Philipp Pyhringer, 1784), die qualitativ in keiner Weise an das Kruzifix heranreicht.
Auch von der weitgehenden Erneuerung der Ausstattung im Laufe des 17. Jahrhunderts - wie den Kirchenrechnungen zu entnehmen ist - ist nichts erhalten geblieben. So wurde um 1620 ein neuer Jakobusaltar geschaffen, 1630 wurden ein neuer Hochaltar und im rechten Seitenschiff anstelle des Fronleichnamsaltares bei der Sakramentsnische der Nothelferaltar und zwei weitere Seitenaltäre geweiht. 1679 wurde der Hochaltar erneuert, um 1690 auch der Altar im rechten Seitenschiff und der Michaelsaltar im nördlichen Seitenschiff neu errichtet.
Bemerkenswert in der Geschichte der Kirchenausstattung ist der Kauf des frühbarocken Hochaltares aus der ehemaligen Stiftskirche (heute Domkirche) von St. Pölten, weil der alte Hochaltar in Kilb ganz und gar vermodert und zugrunde gegangen war (1722). Der Propst von St. Pölten hat den Altar veräußert, weil er offenbar nicht mehr in sein Barockisierungskonzept der Stiftskirche passte. Das Altarbild behielt er sich zurück, und Abt Bessel bestellte bei Johann Georg Schmidt (genannt der „Wiener Schmidt“) ein neues, mit der Darstellung der beiden Kirchenpatrone Simon und Judas sowie ein Oberbild, darstellend die Himmelfahrt Mariens. Vom gleichen Künstler ist im Jahre 1728 auch ein Bild für den 14 - Nothelfer - Altar erwähnt. Weder dieser noch der Hochaltar aus St. Pölten haben sich erhalten.
Das große Ovalbild auf der südseitigen Rückwand der Orgelempore kann aufgrund des Malstiles als ein Werk des Johann Georg Schmidt betrachtet werden. Dargestellt ist die Darbringung Mariens im Tempel. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein ehemaliges Altarbild.
Aus dem Jahre 1733 stammt die noch bestehende Kommunionbank (Speisgitter) aus Sandstein, und im selben Jahr wurde auch die Kirche neu gepflastert. Vermutlich wurden damals auch die Grabsteine aus der Kirche entfernt und zur Pflasterung des Turmeinganges verwendet.
Das beherrschendste Ausstattungsstück der Kirche ist unbestritten der Hochaltar, der den Chorschluss in seiner vollen Breite und Höhe einnimmt. Der Altar besteht aus Holz und ist in seinen konstruktiven Teilen bräunlich marmoriert. Der Aufbau besteht im wesentlichen aus Bündeln von jeweils drei schlanken Rundsäulen, die vor den Wandpfeilern in den vier Ecken des Chorschlusses stehen und ungefähr in zwei Drittel der Raumhöhe reichen. Die Säulenbündel sind im unteren Teil etwas stärker und wirken durch das vergoldete Querband bis zu dieser Höhe gleichsam als Sockel. Darüber schlingen sich um die Säulen spiralenförmig weiß gefasste Wolken mit einigen aufgesetzten, vergoldeten Engelsköpfchen. Über den vergoldeten, ineinander übergehenden Palmettenkapitellen sind schwarze, mit Maßwerk und Rosetten verzierte Urnen aufgesetzt. Die Gewölberippen sind mit Wolken und zahlreichen vergoldeten Engelsköpfchen überzogen. Der Bereich des Sockelgeschosses ist seitlich auf die frontal gegenüberliegende Nord- und Südseite des Chorschlusses vorgezogen und schließt mit einem ausladenden Profilgesimse ab, unter dem ein doppelt verschränkter Spitzbogenfries mit Krabbenenden herumgeführt ist. Darüber ist an der östlichen Chorwand, zwischen den zwei Säulenbündeln eingespannt, das mächtige Altargemälde von Martin Johann Schmidt (genannt der „Kremser Schmidt“) angebracht (signiert: „M. J. Schmidt fecit 1796“). Das Bild ist ziemlich dunkel, so dass auf den ersten Blick kaum zu entnehmen ist, was eigentlich dargestellt ist. Durch den für das Bild ungünstigen seitlichen Lichteinfall von den Fenstern der Chorschrägen her wird ein genaues Erkennen des Dargestellten noch zusätzlich erschwert. Das Bild zeigt im unteren Teil das Martyrium der Apostel Simon und Judas Thaddäus und im oberen Teil Christus, von Engeln umgeben. Über diesem Hauptbild ist noch ein ovales Oberbild vorhanden, das eine Schar von Engeln zeigt, die den Namen Jahwe anbeten. Das Bild ist mit einem überaus reichen Wolken- und Strahlenkranz umgeben, vor dem auch noch einige Engelsputti und zahlreiche Engelsköpfe schweben.
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Die seitlichen Chorschrägen enthalten über dem einheitlich durchgezogenen Sockelgeschoss einen bis zu den Fenstern reichenden Wandaufbau, dessen untere Hälfte jeweils von kannelierten Pilastern mit Blattkapitellen eingefasst ist. Dazwischen steht auf einer reich gestalteten Konsole ein großer, weiß gefasster Engel mit vergoldeten Flügeln. Der eine Engel hält ein Flammenherz empor und der andere ein Weihrauchfass. Im Feld oberhalb dieser Engel ist an den Seiten die Pilastereinfassung weitergeführt und in der Mitte jeweils ein ovales Gemälde versetzt. Das linke Bild zeigt Christus, wie er während des Gastmahls beim Pharisäer einer Sünderin vergibt; das rechte Bild stellt die Rückkehr des verlorenen Sohnes zum Vater dar. Beide Bilder sind ebenfalls Werke des Kremser Schmidt. Der obere, beidseitig einschwingende Abschluss wird noch von Blattwerk und einer aufgesetzten Urne gebildet. Die beiden hohen gotischen Spitzbogenfenster darüber erfüllen einerseits die Funktion der Lichtquelle und wirken andererseits auch als formale Bauelemente des gesamten Altaraufbaues. Schließlich ist an der Nord- und Südwand des Chorschlusses über dem rosettengeschmückten Kämpferglied ein profilierter Rundbogen mit Kleeblattfries und Rundbogen aufgesetzt und darüber noch weißes Gewölk mit vergoldeten kirchlichen Emblemen.
Die Altarmensa mit Tabernakelaufbau ist von der Rückwand etwas vorgerückt, so dass ein Umgang besteht. Entsprechend dem gesamten Altaraufbau ist auch der Tabernakel ziemlich hochgestreckt. Der an der Vorderseite gerade abschließende Tabernakel wird auf beiden Seiten von Doppelsäulchen mit vergoldeten Kapitellen eingefasst; hinter den abgerundeten Seitenteilen steht noch einmal beidseitig ein solches Säulenpaar. Auf den abgerundeten Seitenflächen ist links und rechts ein vergoldetes Relief mit Darstellungen der Jünger von Emmaus und Mose vor dem brennenden Dornbusch zu sehen. Unterhalb dieser Reliefs steht jeweils die entsprechende Bibelstelle geschrieben. Der Tabernakel schließt nach oben zu mit einer Spitzbogenbalustrade ab, die über den Säulchen eine Art Kreuzblumenaufsatz trägt. Den bekrönenden Abschluss des Tabernakels bildet ein vergoldeter Rahmen mit Spitzbogenfries und vier Fialen für Wechselbilder. Seitlich des Tabernakels kniet jeweils ein anbetender Engel.
Zu erwähnen ist bei diesem Tabernakel auch eine sogenannte Tabernakelmaschine, die zum Aufziehen der Monstranz auf das Expositorium diente. Diese „Maschine“ ist heute nicht mehr in Funktion; noch vorhanden ist jedoch die schöne Monstranz aus dem Jahre 1806, die der Wilhelmsburger Gürtlermeister Georg Buchgraber für Kilb angefertigt hatte.
Auf welchen Künstler der Entwurf zu diesem zweifellos außergewöhnlichen Hochaltar zurückgeht, ist bisher nicht bekannt geworden. Es bestehen jedoch offensichtliche Ähnlichkeiten mit dem Hochaltar in der Michaelerkirche in Wien (1. Bez.). In den Kirchenrechnungen der Jahre 1797 - 1808 sind mehrere Künstler, die an der Ausführung des Altares beteiligt waren, auch namentlich genannt, wie zum Beispiel der Hofbildhauer Schönlaub aus Wien, Bildhauer Baumgartner aus St. Pölten sowie Leopold und Johann Wetzl aus Tulln; letzterer scheint auch als Bauleiter beim Hochaltar auf.
Als ein besonderer Schatz der Pfarrkirche von Kilb sind die 12 Wechselbilder zu bezeichnen, die zum Teil vom Kremser Schmidt selber und zum Teil von seiner Werkstatt stammen. Es handelt sich dabei um 12 auswechselbare Bilder für die hohen Feiertage mit einer jeweils entsprechenden Darstellung. Sie seien hier in der Reihenfolge des Kirchenjahres aufgezählt:
In den späten neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts sind auch die Seitenaltäre erneuert worden.
Seitenaltar im Südchor: ein architektonischer Aufbau in der üblichen Art ist nicht (mehr) vorhanden, sondern lediglich ein verhältnismäßig einfacher, marmorierter und teilweise vergoldeter Tabernakel sowie ein Altarbild an der bloßen Wand darüber. Der Tabernakel ist ähnlich dem am Hochaltar mit Säulen und neugotischen Spitzbogenmotiven verziert. Bekrönt ist er mit einem Laubbündel, in welchem sich die Paradiesesschlange mit einem Apfel im Maul windet. Das Altarbild darüber zeigt die Anbetung des Christkindes durch viele große und kleine Engel. Das Gemälde stammt vermutlich von Andreas Rudroff, einem Schüler des Kremser Schmidt. Das Bild links vom Mittelbild zeigt die Kreuzabnahme. Es stammt vermutlich auch von Rudroff und ist eine freie Nachbildung eines Gemäldes von Rubens. Das Bild auf der rechten Seite stellt eine figurenreiche Kreuzigung Christi dar. Als Schöpfer dieses Gemäldes kann wohl Martin Johann Schmidt selbst gelten.
Der Seitenaltar im Nordchor entspricht in seinem Tabernakelaufbau mit einigen Abweichungen dem auf der Südseite. Bekrönt wird dieser Tabernakel vom Lamm Gottes auf dem Buche. Das Altarbild darüber stellt eine figurenreiche Kreuzigung Christi dar. Seitlich vom Altar stehen auf Wandkonsolen rechts eine Figur des Hl. Michael, den Drachen tötend, und links eine Schutzengelgruppe.
Ein künstlerisch bedeutendes Ausstattungsstück ist die Kanzel am ersten Chorpfeiler links. Der Kanzelfuß ist reich mit Rocailleschnitzereien verziert, an der Vorderseite der von Volutenbändern mit aufgesetzten Putten gegliederten Brüstung ist ein vergoldetes Relief mit einer Pfingstdarstellung angebracht. Der Schalldeckel ist mit reichem Rocaille- und Volutenschmuck versehen und wird vom Auge Gottes in der Glorie bekrönt. Die Kanzel ist ein Werk des Bildhauers Andreas Gruber aus St. Pölten (1754).
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Vermutlich vom gleichen Künstler stammt auch die mit reicher Rocailleschnitzerei versehene Kredenz neben dem Taufstein. Dieser ist gleichfalls ein beachtenswertes Stück, das an der Vorderseite des runden und gerippten Beckens ein kleines Schild mit der Jahreszahl 1586 besitzt. Neben dem Taufstein und dem Taufaltärchen hängt an der Wand über dem Sakristeieingang ein größeres, altarbildartiges Gemälde mit der Taufe Christi, ein Werk von Johann Wetzl (1800).
Gegenüber vom Sakristeieingang hängt an der Nordwand noch ein Einzelbild, darstellend das Martyrium des hl. Veit; es stammt ebenfalls vom Tullner Künstler Johann Wetzl (1795).
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Beachtenswert sind auch die ziemlich großformatigen Kreuzwegbilder, die aufgrund ihres Stiles aus der Zeit um 1800 ebenfalls aus der Werkstatt des Kremser Schmidt stammen.
An den beiden Mittelpfeilern des Langhauses stehen auf Konsolen zwei überlebensgroße barocke Figuren, rechts der hl. Rochus und links der hl. Sebastian, dessen elegant bewegte Körperhaltung und bildhauerische Durchgestaltung recht bemerkenswert ist. Es ist wohl anzunehmen, dass es sich dabei um zwei Stücke eines abgebrochenen Barockaltares handelt.
Erwähnt sei auch das Kirchengestühl mit der einfachen, Intarsien imitierenden Bemalung an den Bankhäuptern sowie an den vorderen und hinteren Abschlussbänken.
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Die Orgel wurde im Jahre 1982 von der oö. Orgelbauanstalt St. Florian neu gebaut. Sie umfasst 26 klingende Register, die auf Hauptwerk (10), Rückpositiv (9) und Pedal (7) verteilt sind.
Kurz erwähnt seien noch einige Ausstattungsstücke der Pfarrkirche, die der Kirchenbesucher nur fallweise - an bestimmten Festtagen oder zu besonderen Anlässen - oder gar nicht zu sehen bekommt. Abgesehen von den schon weiter oben erwähnten Wechselbildern am Tabernakel des Hochaltares und der Monstranz von 1806 sind ein barocker Sakristeischrank, eine schöne barocke Kasel mit reicher Silberfäden- und bunter Seidenstickerei sowie mehrere Gemälde von Andreas Rudroff und aus der Schule des Kremser Schmidt zu erwähnen.
Seit 2013 befindet sich beim 1. Pfeiler rechts eine lebensgroße Statue des Bischof Altmann von Passau. Diese wurde anlässlich des 70. Geburtstages von Pfarrer P. Wolfgang Sekirnjak 2010 vom Pfarrgemeinderat (Obfrau Anna Janker) bestellt, vom Schnitzkünstler Franz Groismaier hergestellt und von der Vergolderin Anna Ochsenbauer gefasst. Die feierliche Enthüllung und Segnung fand am Sonntag, 7. April 2013 beim Gottesdienst statt.
Zusammenfassend lässt sich zum Bau und zur Ausstattung der Pfarrkirche von Kilb sagen, dass sie dem Bau nach zu den größten und wohl auch zu den schönsten Werken der Spätgotik in Niederösterreich gehört; nicht zu Unrecht wurde sie von Professor Fahrngruber als die „Königin der Landkirchen“ des Bistums bezeichnet. Besondere Beachtung verdienen der schöne Turmhelm aus Stein, der mächtige Hochaltar mit seiner interessanten Mischung von klassizistischen und neugotischen Stilformen sowie der kostbare Schatz an Ölbildern vom Kremser Schmidt und seiner Schule.